Hanna Schönwald Cares for her Mercedes Benz W123 230 CE Coupé 1984

Hanna Schönwald Cares for her Mercedes Benz W123 230 CE Coupé 1984

Bei den Schwaben lernt man schnell: es gibt eigentlich nur zwei Automarken

Swissvax: „Hanna, vielen Dank, dass wir mehr über dich und deine Leidenschaft zu Design und Autos erfahren dürfen. Was für einen Wagen fährst du aktuell und warum genau den?“

Hanna: Aktuell fahre ich ein Mercedes W123 230 CE Coupé von 1984 in Champagner Metallic. Warum ich mir gerade dieses Modell gekauft habe liegt an dem für mich unverkennbaren Design dieses Sportcoupés ohne B-Säule in Kombination mit der Zuverlässigkeit und Langlebigkeit für die die Baureihe W123 bekannt ist.

Swissvax: "Ist das dein erster Oldtimer?"

Hanna: Nein, es ist mein Zweiter. Davor hatte ich ebenfalls einen W123, jedoch als Limousine in Anthrazit von 1978.

Swissvax"Warum gerade Mercedes?“

Hanna: Meine Studienzeit als Industriedesignerin habe ich im Grossraum Stuttgart verbracht. So als Westfälin unter den Schwaben lernt man schnell, dass es in dieser Region eigentlich nur zwei Automarken gibt, für die das Herz schlagen darf. Abgesehen vom grossartigen Fahrzeugdesign, welches mich an den alten Mercedes schon früh begeisterte, wusste ich, dass die Ersatzteilversorgung bei klassischen Modellen dieser Marke gesichert ist. Mir fiel die Wahl also nicht schwer. Dass es nun im ersten Schritt kein Modell des anderen bekannten Stuttgarter Automobilherstellers geworden ist, lag nicht zuletzt auch an meinem damaligen Budget. Mercedes bietet da im Gegensatz zu Porsche den finanziell wohl leichteren Einstieg in die Welt der Oldtimer, was das Ganze besonders für junge Leute interessant macht.

Swissvax"Wir haben gesehen, dass du auch ab und zu in alten Porsche Modellen fotografiert wirst und damit unterwegs bist. Welchen Bezug hast du zu Porsche?"

Hanna: In der Schulzeit habe ich viel gezeichnet, vor allem Autos. Da setzte ich mich dann auch erstmalig mit den verschiedenen Marken und insbesondere deren Markenidentitäten auseinander, so auch mit Porsche. Ab da wusste ich, dass ich in meinem Beruf weiterhin zeichnerisch tätig sein wollte und entschied mich für Industriedesign in Pforzheim. In dem Studiengang lernte ich mich gestalterisch und zeichnerisch mit verschiedensten Produkten auseinanderzusetzen und bewusst fiel mein Augenmerk erstmalig durch eine Studienkooperation mit Porsche wieder auf den Sportwagenbauer. Kurze Zeit später reizte mich Porsche so sehr, dass ich dort mein Praxissemester absolvierte. Um das gesteigerte Interesse an der Marke und meine beruflichen Schnittstellen entwickelte sich mit der Zeit auch ein Netzwerk und somit ein Freundeskreis. Hier kenne ich mittlerweile viele die entweder direkt bei Porsche arbeiten, alte Porsche restaurieren oder sich der Marke über den Fahrspass verschrieben haben.

Swissvax"Du restaurierst ab und zu selbst Autos? Wie kam es dazu?“

Hanna: Selbst an meinen Autos etwas zu machen ergab sich bei mir eher aus der Not heraus. Ich wollte unbedingt ein Auto haben als ich meinen Führerschein gemacht hatte, damals reichten aber nicht die Mittel um eventuelle Reparaturen zu stemmen. Während meiner Schulzeit machte ich also mein Berufsorientierungspraktikum in einer Ford Werkstatt und im Anschluss daran ebenfalls einen Ferienjob. An der Arbeit hatte ich grossen Spass. Mit 18 kaufte ich dann über die Kontakte in der Werkstatt einen Ford Focus an dem ich einiges schon selbst machen konnte, weil ich an den Modellen gelernt hatte. Mit dem Studium wuchs mein Interesse an Oldtimern und ich merkte, dass die alten Fahrzeuge wesentlich simpler selbst zu reparieren waren. Mein erster W123 - die Limousine - war leider technisch in einem derart desolaten Zustand, dass das Schrauben für mich ein notwendiges Übel war um mit dem Wagen überhaupt an’s Ziel zu kommen. Ich erinnere mich an ein defektes Zündschloss, Kraftstoffschläuche, die der Vorbesitzer mit Gartenschläuchen notdürftig geflickt hatte und natürlich jede Menge Rost. Einige Zeit startete ich das gute Ding mit einem Schraubendreher. Aber es lief! Aktuell bin ich dabei einen Land Rover Serie 3 aus 1984 aufzubauen und bereite einen W124 TD aus 1987 als mein Winterauto auf.

Swissvax: "Welche Beziehung hast du zu deinen Autos?"

Hanna: Mein W123 Coupé in Champagner trägt den Namen Jürgen. Mehr muss ich dazu glaub nicht sagen.

Swissvax„Du modelst seit dem du 13 Jahre alt bist und schraubst selbst an den Autos rum – das ist eine spannende Kombination und fällt auf. Wie reagieren Frauen und Männer in der Oldtimer Szene darauf?"

Hanna: Die Oldtimer-Szene im allgemein ist sicher nach wie vor eine Männerdomäne. Mein W123 Coupé habe ich beispielsweise gemeinsam mit dem W123 Club restauriert, dort gibt es so gut wie keine Frauen. Aufgenommen wurde ich dort sehr herzlich und meine Begeisterung und mein Elan bei der Restaurierung kam gut an - dass ich eine Frau bin hat hier keinen Unterschied gemacht. Es ist schön zu sehen, dass in jüngster Zeit immer mehr Frauen sich dem Thema öffnen. Allgemein scheint die Oldtimerszene im Wandel zu sein. Alter und Geschlecht sind immer weniger ein Thema und es zählt die geteilte Begeisterung, da Oldtimer emotional aufgeladen und spannend sind und die Ästhetik einen ganz besonderen Reiz mit sich bringt.

Swissvax"Welchen Wagen würdest du gern mal restaurieren?“

Hanna: Wie eingangs schon erwähnt begeistern mich aufgrund des Designs und der Funktionalität neben klassischen Mercedes auch alte Porsche. Ein 911 als Coupé möchte ich sehr gerne mal restaurieren, gerne einen 3.0 SC oder einen 3.2 Carrera, weil diese Modelle zwar schon sehr alltagstauglich und sportlich zu bewegen sind, jedoch in ihren Grundzügen noch absolut puristisch und ohne viel Elektronik aufgebaut sind.

Swissvax„Sind es immer Oldtimer, die dich faszinieren, oder darf es auch mal was modernes sein?"

Hanna: Ich kenn mich mit Oldtimern besser aus aber klar, moderne Fahrzeuge sind auch spannend. Gerade jetzt an so einem Wendepunkt hin zu alternativen Antrieben setze ich mich auch mal mehr mit diesen Autos auseinander. Auch mein Studium hat hier sicher meinen Blick geschärft, vor allem was das Design angeht. Viele der modernen Autos sind mir jedoch zu vollgepackt mit Elektronik und Schnickschnack, ein altes Auto würde ich aus diesem Grund immer einem modernen vorziehen.

Swissvax„Du bist selbständig und arbeitest für verschiedenen Kunden im Bereich Industrial Design, Grafik Design und machst auch eigene Kunst. Woran arbeitest du gerade?"

Hanna: Derzeit arbeite ich an einer Vielzahl von Projekten, vornehmlich im Bereich des Automobilsektors. Für einen Porsche-Restaurierungsbetrieb aus Hamburg gestalte ich derzeit einige neue Ersatzteile und konzipiere dort eine neue Produktlinie mit. Das für mich derzeit spannendste Projekt ist wohl eine Kooperation mit Porsche, die kurz vor der Veröffentlichung steht. Hier habe ich mein eigenes Artcar entworfen und umgesetzt.

Swissvax„Kannst du uns mehr zu deinen Kunstwerken erzählen?"

Hanna: Spannend ist für mich vor allem wie viel mit wenigen Linien ausgedrückt werden kann. Zeichnen ist das zentrale Medium in meiner Kunst und ich wähle dabei hauptsächlich das wohl ausdrucksstärkste Motiv - den Menschen. Insbesondere zeichne ich gerne Gesichter. Um darin dann Emotionen darzustellen braucht es oft gar keine Vielzahl an Farben oder Materialien.

Swissvax„Was ist für dich gutes oder gelungenes Design? Wie verstehst du Design?"

Hanna: Design verstehe ich so, als würde man einem Gefühl oder auch einer Funktion einen Körper geben, um es anschauen oder anfassen zu können. Gut ist Design aus meiner Sicht dann, wenn es genau den jeweiligen Zweck erfüllt. Hier geht es noch gar nicht um Geschmack.

Swissvax: „Was ist bisher dein schönster Moment oder Erlebnis mit deinem Oldtimer?“

Hanna: Ich glaub hier gibt es keinen schönsten Moment für mich. Alles hat seine Zeit und immer wieder gibt es schöne Erlebnisse in jedem Abschnitt. Das Schönste für mich ist es eigentlich meinen Oldtimer auch im Alltag zu bewegen und so das Auto jeden Tag geniessen zu können.

Swissvax„Man sieht dich immer wieder auf verschiedenen Events – welcher hat dir bisher am besten gefallen und warum?"

Hanna: Bis dato beschränkte sich mein Interesse an Oldtimer-Events immer stark auf die eher junge Szene, also Veranstaltungen, die über Social Media organisiert und verbreitet werden. Hier gibt es gerade in der Porsche-Szene eine Vielzahl von kleineren Events, die mir sehr gut gefallen haben. Einen wirklichen Favoriten zu wählen fällt mir da schwer. Für die Zukunft würde mich tatsächlich auch mal die konventionelle Oldtimerszene reizen - etwa mal eine der grossen Oldtimer-Rallyes mitfahren, wie beispielsweise die Silvretta Classic. Das würde mir wirklich Spass machen.

Swissvax„Was verbindest du persönlich mit Care for your Dream?“

Hanna: Für mich bedeutet das nicht nur auf einen Traum hinzuarbeiten, sondern diesen auch aktiv zu erhalten und das natürlich so gut es geht. Ein Oldtimer ist ja nie so wirklich fertig. Wenn man diese Fahrzeuge auch nutzt, dann gibt es immer etwas zu tun. Die Vorstellung, dass der Wagen schon so viele Jahre gut überstanden hat motiviert mich, dieses Autoleben noch weiter zu verlängern. Einen Oldtimer auch vielleicht irgendwann mal weitergeben zu können und damit den Traum in eine nächste Generation zu überführen: Das alles ist nur möglich, mit der richtigen Pflege, Gefühl für die Technik und mit Achtsamkeit.

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